Die Karotte

 

Unter der Vielfalt an Gemüsearten, die wir zum Kochen verwenden können, ist die Karotte vielleicht das "üblichste", gewöhnlichste, alltäglichste Gemüse, so dass wir eventuell ihre Besonderheiten schon fast nicht mehr wahrnehmen. Doch allein schon mit ihrer leuchtenden orangeroten Farbe sticht sie hervor, und fast unübertrefflich ist sie in der Vielfalt der Zubereitungsmöglichkeiten.

 

Bekannte und unbekannte Eigenheiten

 

Recht bekannt ist die Tatsache, dass sich die Karottenwurzel durch einen hohen Carotin-Anteil (Provitamin A) auszeichnet, und fast jedes Kind weiß, dass Vitamin A für die Sehkraft der Augen wertvoll ist. Man weiß meistens auch, dass man zB beim Karottensaft einen kleinen Tropfen Öl hinzufügen sollte, damit dieses Vitamin auch für den Organismus aufnahmefähig gemacht werden kann. Erwähnenswert ist auch der hohe Gehalt an Vitamin C, Kalium und Eisen. 

 

Beim Wort Karotte denken wir sofort an die Wurzel, die wir essen können. Diese ist wohlbekannt. Doch unbekannter ist vermutlich die gesamte Pflanze. Die Karotte ist wie alle Pflanzen vollständig und bildet über die Wurzel hinaus die ihr eigenen Blätterformen, Stängel, Blüten und Früchte aus.

 

Botanisch gesehen zählt sie zur Familie der Doldenblütler, der auch Fenchel, Kümmel, Koriander, Anis, Dill, Petersilie, Liebstöckel, Sellerie, Pastinake sowie Engelwurz und der giftige Schierling angehören. Es ist interessant, eine Pflanze nach ihrer Familienzugehörigkeit zu betrachten. Wilhelm Pelikan hat dies in seinem 3teiligen Buch Heilpflanzenkunde getan und den "roten Faden" der verschiedenen Pflanzenfamilien anschaulich, interessant und leicht verständlich charakterisiert.

 

 Sehr interessant ist die Tatsache, dass die Karotte eine zweijährige Pflanze ist. Sie prägt im ersten Jahr die Wurzel und die Blattrosette und erst im zweiten Jahr Stängel, die nach oben wachsenden Blätter, Blüten und Samen aus. Da die Karotte als Nahrungsmittel kultiviert wird, erfolgt die Ernte schon im ersten Jahr, doch normalerweise würde sich die Karottenpflanze im nächsten Jahr vollständig bis zum Samen weiterentwickeln.

 

 

Lässt man dieses Bild der Zweijährigkeit unkompliziert auf sich wirken, so kann man es als beeindruckend empfinden. Die Karotte ist nicht kurzlebig und schnell, wächst, blüht und reift nicht nur innerhalb der Sommermonate, sondern ist angelegt, den Winter zu überdauern und dann in der nächsten Jahresperiode ihren Wachstumszyklus abzuschließen. Rudolf Hauschka hat beschrieben, dass es große Unterschiede macht, welche Phasen und Jahreszeiten eine Pflanze miterlebt, denn es wirken jeweils bestimmte Bedingungen und Einflüsse auf sie ein. 

 

 

Anschauungsbildung und angelesenes Wissen

 

Betrachtet man eine Pflanze wie beispielsweise die Karotte, oder auch eine andere Sache, und möchte diese näher kennenlernen, so gibt es einmal die Möglichkeit, sich verschiedene Informationen über Bücher, Internet, etc. zu besorgen und diese aufzunehmen, sich zu merken. Nun kann man aber darüber hinaus die Sache, in unserem Fall die Karotte, einmal wirklich ganz genau anschauen und ihre Eigenheiten bewusst betrachten, die Farbe, die Form, die Anordnung der Blätter, ihre Strukturen, Linien, die gesamte Gestalt, ihre Konsistenz, ihren Geschmack usw., und diese Betrachtungen wiederholen und reflektieren. Dies tut man üblicherweise selten oder gar nicht. Leichter ist es, Informationen zu lesen und intellektuell "abzuspeichern", als sich die Zeit und Ruhe für eine genaue Betrachtung zu nehmen. Nimmt man dann zu den Beobachtungen angelesene Informationen oder aus guter Literatur Gedanken über weitere Zusammenhänge wie z.B. Heilwirkungen und weitere Fragen hinzu, kann man mit der Zeit feststellen, dass sich nicht nur Wissen ansammelt, sondern man sich eine konkrete Anschauung zur Karotte bildet und dadurch eine Art Beziehung zur Karotte entwickelt. Sie rückt empfindungsmäßig näher und man prägt einen Sinn für ihre Einzigartigkeit aus.