Inhalte

 

Die Yogastellung oder asana ist zunächst einfach eine äußere Form. Was aber ist ihr "Inhalt" oder Gehalt? Was beinhaltet oder bedeutet sie? 

Damit man beim Üben diese äußeren Formen beleben und durchdringen kann, braucht es neben dem eigenen Interesse und einem gewissen Forschergeist auch sinnvolle, inspirierende Inhalte, die den Menschen auf allen Ebenen - der körperlichen, seelischen und geistigen - fördern. Eine gute Yogaliteratur ist daher ein wichtiger Teil des Übens. Meine Arbeitsgrundlage für die Yogaübungspraxis bilden die Inhalte aus dem "Neuen Yogawillen", die Heinz Grill entwickelt und in vielen Büchern und Schriften zur Verfügung gestellt hat.  Diese inhaltliche Yoga-Arbeit möchte ich in den Yoga-Angeboten vorstellen und gemeinsam praktizieren.

Ein Beispiel:

 

Der Schulterstand, sarvangasana, ist eine klassische Yoga-asana, eine Umkehrhaltung. 

Physiologisch wirkt diese Stellung entlastend auf das Kreislaufsystem und entspannend auf die Bauchorgane. Von der Chakrenlehre gesehen ist sie dem sogenannten Herzzentrum zugeordnet, das für Ordnung und Ruhe steht.

 

Üblicherweise geht man von der Seite der Wirkungsweise und Technik an die Übung heran. Man sucht beispielsweise diese Wirkung auf und hält den Schulterstand täglich 5 Minuten. Bei der inhaltlichen Herangehensweise geht man von Bild, Inhalt und Bedeutung der Stellung aus, studiert, erforscht diese und praktiziert davon ausgehend die Übung. Man macht die Übung, weil man den Inhalt näher kennenlernen und auch praktisch umsetzen möchte. Der Körper und die Übung sind dann nicht mehr das Ziel, um vorrangig die Wirkung zu erreichen, sondern sie sind Objekt zum Forschen und Probieren. Man erwägt dabei neue Gedanken und baut entsprechende Vorstellungen auf, aus denen sich langsam feinere Empfindungen zur Sache ausprägen. Diese ermöglichen einen differenzierten, zwangfreien und doch gezielten Willenseinsatz. So wird schließlich die Übung so etwas wie ein künstlerisches Ausdrucksmittel.

 

Schulterstand sarvangasana Yoga Petra Himmel Feldkirch Rankweil Wildhaus

 Der Inhalt beim Schulterstand ist das fließende leichte Aufrichten des Körpers entgegen der Schwerkraft nach oben. Aus dem Brustkorb und der Dynamik der Brustwirbelsäule richtet sich der Körper schwerelos hoch. Die Herzregion bildet dabei das Zentrum der Stellung.

 

So wie es die Schwerkraft gibt, die zur Erde gerichtet ist, gibt es Kräfte, die nach oben tendieren, weg von der Erde. Man erkennt sie am besten am Pflanzenwachstum. Dies sind sogenannte Lebens- oder Ätherkräfte, die unabhängig von der Schwerkraft nach oben streben. Der Getreidehalm beispielsweise strebt mit der verhältnismäßig schweren Ähre leicht nach oben und wiegt wie getragen im Wind. Auch der Mensch benötigt diese Lebens- und Ätherkräfte und kann sie entdecken und auch selbst entwickeln.
Man kann erforschen, dass, wenn man sich eine genaue und bildhafte Vorstellung über etwas macht, diese Vorstellung eine Kraft zur Umsetzung mit sich bringt. Die Vorstellungsbildung erzeugt diese feinen Lebenskräfte und ist ein schöpferischer Vorgang, den jeder Mensch als Möglichkeit entwickeln kann.

 

Das Ergebnis wiederum dieser Prozesse wirkt sich rückwirkend mit einem Empfinden von Ruhe, Ordnung und Innerlichkeit aus. Dies ist eine Wirkung des Schulterstandes, die aber nicht aus der bloßen Technik der Umkehrhaltung kommt, sondern aus dem Prozess der Vorstellungsbildung. So ist der Schulterstand tatsächlich eine Übung, die ruhiger und innerlicher macht und regenerativ auf die Lebenskräfte wirkt. Sie bietet daher eine Unterstützung, wenn man sehr gestresst und nervös, unkonzentriert und intellektuell erschöpft ist. Die Innerlichkeit bedeutet auch, dass man sowohl gegenüber sich selbst als auch gegenüber anderen wieder eine objektive und ruhige Wahrnehmung aufbringt.

 

Kurz zusammengefasst kann man sagen:

 

1.  Zuerst kommt das Denken und konkrete Vorstellen der Übung und eines geeigneten Inhaltes

2.  Daraus entwickeln sich Empfindungen.

3.  Diese Empfindungen bewirken, dass sich der Körper leicht in die Bewegung anpasst und einfügt. Sie geben die Kraft für eine zwangfreie und gelungene willentliche Umsetzung.

 

Neben den Einzelbedeutungen der Übungen gibt es viele allgemeine Themen, die in der Yogapraxis vertieft werden können, wie beispielsweise

  • Entwicklung von Spannkraft und Aufbau der Wirbelsäule
  • Entspannung als aktive Disziplin
  • die Atmung
  • die sieben Chakren 
  • Konzentration und Meditation
  • Ästhetik und Kunst der Bewegung
  • Yogaphilosophie

und vieles mehr.

 

Diese inhaltliche Praxis kann von jedermann aufgegriffen werden, gleich ob man nur einmal pro Woche in den Kurs geht, weil man Entspannung sucht oder etwas für seinen Rücken machen möchte, oder ob man intensiver herangeht und auch selbständig üben und studieren möchte.

 

Inhalte objektivieren, geben der Aufmerksamkeit eine Richtung, sie formen das Gedanken- und Vorstellungsleben.

Mit einem Inhalt kann man in das Wesen einer Sache eindringen.

 


Literaturempfehlungen

 für die Asana-Praxis:

- Die Seelendimension des Yoga
- Der freie Atem und der Lichtseelenprozess
- Ein Neuer Yogawille und seine therapeutische Anwendung...

- Kosmos und Mensch (Anatomie und Physiologie)

   (Heinz Grill)

- Das neue Yoga-Buch  (Sivananda Yoga-Zentrum)

- Yoga für Menschen von heute (André von Lysebeth)

 für Yogaphilosophie und Hintergründe:

- Bhagavad Gita (Aurobindo) 

- Licht auf Yoga (Aurobindo)

- Yoga - Arbeit am Selbst (Otto Albrecht Isbert)
- Die 7 Lebensjahrsiebte und die 7 Chakren  (Heinz Grill)

- Das Wesensgeheimnis der Seele (Heinz Grill)

- Wie erlangt Erkenntnisse der höheren Welten (R. Steiner)

- Wege der Übung (Rudolf Steiner)